Börsenupdate Spezial
US-Zölle erreichen die höchsten Werte seit über 100 Jahren
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Ankündigung der US-Zölle in der vergangenen Woche war weitaus umfangreicher als wir oder der Markt erwartet hatten. Da die US-Regierung von der Marktvolatilität scheinbar unbeeindruckt ist, stellt sich vor allem die Frage, wie und wann die Wirtschaftsdaten eine Wende hin zu einer moderateren Agenda einleiten könnten. Investitions- und Einstellungspläne werden bereits zurückgeschraubt, aber das Ausmaß, in dem ein Einstellungsstopp in Entlassungen übergeht, wird das Ausmaß des Wachstumseinbruchs bestimmen. Während viele Anlegerinnen und Anleger angesichts des steigenden Rezessionsrisikos überlegen, ob sie ihr Risikovermögen verringern sollen, ist es auch möglich, dass die Marktbewegungen und die praktische Umsetzung dazu führen, dass die Maßnahmen zurückgefahren werden. Es ist ratsam, die aktuelle Nachrichtenlage mit einer gewissen Distanz zu betrachten und politische Schlagzeilen aus den USA im Gesamtkontext einzuordnen, um eine ausgewogene Perspektive zu erhalten. Vergleichen Sie auch unser Börsenupdate # 1/25.

Ob Trump vielleicht falsch liegt?
Diese Frage wollen wir heute einordnen.
Dazu nachfolgend unser Statement:
Trump und seinen Einflüsterern unterlaufen mehrere Denkfehler. Zunächst einmal ist eine negative Handelsbilanz kein großes Problem, solange ausreichend Kapital ins Land fließt. Den letzten Überschuss im Außenhandel erwirtschafteten die USA 1975 ! UND sind seither nicht gerade verarmt.
Trumps Annahme, Amerika könne aufgrund seiner negativen Handelsbilanz gegenüber der gesamten Welt einen Handelskrieg nicht verlieren, ist aber falsch. China – immerhin für rund 14 Prozent der US-Importe verantwortlich – hat bereits Vergeltung in die Wege geleitet. Das Land könnte die Lieferung von Medikamenten oder Wirkstoffen, bei denen es zum Teil eine marktbeherrschende Rolle spielt, einschränken oder gar unterbinden.
Die EU hat zwar einen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA, umgekehrt gibt es jedoch einen Dienstleistungsüberschuss, vor allem mit Blick auf US-High-Tech, überhaupt eine besonders global aktive Branche der Amerikaner. Warum also sollte Europa nicht die Keule der Digitalsteuer schwingen und US-Social Media das Leben bei uns schwer machen. Erste Strafzahlungen werden bereits angedroht.
Bei diesem „Heckmeck“ haben ausländische Unternehmen wenig Anreiz, ihre Produktion in die USA umzusiedeln. Hinzu kommen hohe Lohnkosten, die selbst gegenüber Deutschland 25 Prozent höher liegen, von Schwellenländern wie Vietnam ganz zu schweigen.
Die Handelsüberschüsse Chinas und Deutschlands zeigen auch, dass die amerikanische Industrie natürlich auch auf Zulieferer aus Europa und Asien angewiesen ist.
Beispiel Boeing: Der Flugzeugbauer ist nicht nur von Importen abhängig. Das Modell 737 besteht aus etwa 2.000 Komponenten, die von 700 verschiedenen Zulieferern stammen (Quelle: US-Magazin Forbes, Gastbeitrag von Luft- und Raumfahrtexperte Jerrold Lundquist). GLEICHZEITIG ist Boeing der größte Einzelexporteur (80 % der von ihm gebauten Verkehrsflugzeuge werden exportiert) der USA – und nun zusätzlich von Vergeltungszöllen des Auslands bedroht.
Schwache Finanzmärkte mag der Amerikaner nicht, der sowohl sein Konsumdenken als auch seine Altersvorsorge von den Börsen abhängig macht. Und die damit einhergehend sinkenden Umfragewerte dürften Donald nicht gefallen.
So legte das sogenannte „Budget Lab“ des Department of Economics an der Universität Yale jetzt eine Schnellanalyse vor, die vor Trumps Zollpolitik mit düstersten Projektionen warnt:
- Die Preise für die US-Bürger werden durch die Zölle kurzfristig um 2,3 Prozent steigen, was einem durchschnittlichen Kaufkraftverlust pro Haushalt von 3.800 Dollar entspricht.
- Das reale Bruttoinlandsprodukt der USA wird im laufenden Jahr um 0,9 Prozentpunkte geringer ausfallen. Langfristig wird die US-Wirtschaft dauerhaft um 0,4 bis 0,6 Prozent schrumpfen, was einem Verlust von 100 bis 180 Milliarden US-Dollar an Leistung entspricht.
Innenpolitisch zeigen die Niederlagen der Republikaner bei den Kongresswahlen und bei der Besetzung des Obersten Gerichtshofs in Wisconsin erste Probleme.
Geopolitsch kann die USA auch massiv verlieren. Dies hätte negativen Einfluss auf die Weltleitwährung, die Akzeptanz an US-Staatspapieren und damit verbunden auch an der Tragfähigkeit der US-Schuldensituation.
Damit wird Amerika nicht „great again“.
So hat nicht nur Amerika Trümpfe in der Hand. Jede Art von Kuhhandel oder Deal wäre möglich. Selbst Trump signalisiert Offenheit dafür. Selbst sein Adlatus Elon Musk sagte beim Parteitag der rechten italienischen Regierungspartei Lega in Florenz, dem er per Video zugeschaltet war, folgenden Satz: „Am Ende des Tages“ hoffe er, dass sowohl Europa und die Vereinigten Staaten „idealerweise auf eine Null-Zoll-Situation zubewegen sollten“, um so eine Freihandelszone zu schaffen.
Oder plant Trump doch was anderes?
Ein interessanter Beitrag war am 07.04 im The Pioneer Briefing von Gabor Steingart zu lesen. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Trumps Zollpolitik sei ein bewusstes Manöver einer ausgefeilten Aufmerksamkeitsökonomie, meint Eric Demuth, Mitbegründer und CEO des österreichischen Finanzdienstleisters Bitpanda. Eigentlich gehe es darum, US-Staatsanleihen zu refinanzieren. „In einem Hochzinsumfeld sind klassische geldpolitische Stimuli begrenzt. Wenn die Notenbank nicht mehr viel lockern kann oder will, bleibt nur ein anderer Weg: die wirtschaftlichen Erwartungen gezielt abkühlen.“
Und weiter:
„Zölle, protektionistische Rhetorik und wirtschaftliche Unsicherheit sind dabei keine Pannen, sondern Werkzeuge. ‚Economic Nationalism‘ und Maßnahmen, die irrational wirken, aber gezielt auf eine Dämpfung der langfristigen Wachstumserwartungen zielen.“ Trumps Ziel, so Demuth: „Wachstumserwartungen senken, wirtschaftliche Dynamik dämpfen und so die langfristigen Zinssätze nach unten ziehen.“
Schlussendlich wissen wir nicht was Herr Trump plant, genauso wie wir keine Glaskugel haben, wo wir „sehen“, wie sich die Börsen entwickeln.
ABER
Erinnern Sie sich an den Corona-Crash:
Im März 2020 sind die Börsenkurse um bis zu 34 % gefallen. Damals waren sich die allermeisten Marktteilnehmer einig, dass die Corona-Pandemie solch gravierende Folgen haben würden, dass die Weltwirtschaft mindestens fünf Jahre in eine Rezession geraten würde. Fast alle sog. „Börsenexperten“ rieten dazu, zu verkaufen und stattdessen abzuwarten. Wer das tat, wurde schwer bestraft. Denn bereits ein halbes Jahr später haben sich die Kapitalmärkte erholt und erreichten seitdem von Jahr zu Jahr neue Höchststände.
Siehe Chart (Quelle BN & Partner):
Frühere Wertentwicklungen sind kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertenwicklung.
Zu guter Letzt sei an Abraham Lincoln erinnert, der einst die Geschichte eines Monarchen erzählte, dessen Berater einen in allen Situationen wahren Satz erfinden sollte.
Er lautet: „ Auch dies sollte vorübergehen.“
Auch diese Korrektur (im Gegensatz vieler Mainstreammedien verwende ich den Begriff Korrektur und nicht Crash) sollte, wie viele zuvor, vorübergehen, und langfristige Investoren und Sparplananleger sind gut positioniert, um Kapital daraus zu schlagen. Qualitätsunternehmen sind durch die Zollpolitik nur temporär betroffen, sie passen sich an.
Negative Schlagzeilen und fallende Kurse bieten deshalb auch Chancen. Die vorgestellte Zollpolitik ist nicht in Stein gemeißelt, sondern sie ist ein Auftakt für Verhandlungen, die zu derzeit überhaupt nicht vorstellbaren positiven Möglichkeiten führen können (siehe Musk).
Mit freundlichen Grüßen
– ppa. Herbert Diem –

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