GAH-FINANZKONTOR MEETS TEMPLETON
GAH-Finanzkontor meets Peter M. Moeschter, verantwortlicher Fondsmanager des Templeton Growth.
Am 29.11.2023 wäre Sir John Templeton 111 Jahre alt geworden. 1954 gründetet er den Templeton Growth Fund Inc. Die zugehörige Investmentgesellschaft verkauft er 1992 für 440 Millionen USD an die Franklin Templeton Investments Group.
Über weite Strecken seiner langen Geschichte hat der für seinen ausgeprägten Value-Ansatz berühmte Fonds Peergroup und Benchmark (Vergleich) über unterschiedliche Vergleichszeiträume hinweg immer wieder hinter sich gelassen.
Viele unserer Anleger sind seit Jahren in diesem Fonds investiert. Zum einen in dem Ursprungsfonds von 1954, der seit geraumer Zeit nur in den USA und Kanada zum Vertrieb zulässig ist. Zum zweiten den in Luxemburg zugelassenen Templeton Growth EUR Fonds.
Herbert Diem traf den verantwortlichen Fondsmanager Peter M. Moeschter in Ludwigshafen zu einem Interview.
Herbert Diem: „Herr Moeschter, seit Ihrem Antritt als leitender Fondsmanager hat sich die Performance des Templeton Growth deutlich verbessert. Können Sie die Gründe nennen?“
Peter Moeschter: „Eine Sache, die ich im Lauf der Jahre von meinen vielen Kollegen gelernt und übernommen habe, ist die Überzeugung, dass man sich selbst nicht zu ernst nehmen sollte. Denn am Ende gilt auch für mich und die Aufgabe, die ich Anfang 2020 übernommen habe: Der Erfolg eines so großen Fonds wie des Templeton Growth basiert nicht auf dem Geschick oder dem glücklichen Händchen eines Einzelnen. Es ist die besondere Leistung des gesamten Teams, die hinter dem verantwortlichen Fondsmanager steht.“
Herbert Diem: „Ihr Fonds, bzw. alle Anteilsklassen haben immer noch 7,2 Milliarden.“
Peter Moeschter: „Es sind insgesamt sogar rund 16 Milliarden Euro, die mein Team und ich verantworten, wenn man die US-Variante des Fonds sowie diverse nach der gleichen Strategie gemanagte Mandate hinzurechnet. Aber wie gesagt – daran arbeiten insgesamt 30 Kolleginnen und Kollegen, die zu unserem Team gehören. Rund die Hälfte davon ist auf der Suche nach attraktiven und konkreten Investmentideen für den Fonds, während die andere Hälfte sich auf übergeordnete Researchthemen konzentriert. Ich selbst komme im Grunde gar nicht mehr dazu einzelne Unternehmen zu analysieren, meine sonstigen Aufgaben als verantwortlicher Fondsmanager lassen mir gar nicht die Zeit dazu. Es ist das Team, das hinter dem Ergebnis steht. Von so etwas wie einem Starkult um meine Person sind wir daher weit entfernt und das ist auch gut so.“
Herbert Diem: „Lange Zeit hinkte der Fonds der Vergleichsgruppe hinterher.“
Peter Moeschter: „Vor meiner Zeit hat es durchaus solche Phasen gegeben, in denen Investoren die Geduld mit uns verloren haben. Sowohl Privatanleger haben zum Teil Anteile zurückgegeben, schmerzlicher noch war es, wenn institutionelle Investoren gleich mehrere hundert Millionen Euro aus dem Fonds abgezogen haben. Aus heutiger Sicht würde ich allerdings sagen, dass sie ihre Entscheidung zum Verkauf zu früh getroffen haben. In einem für Aktieninvestoren enorm schwierigen Jahr 2022 haben zwar auch wir einen Wertrückgang um knapp acht Prozent hinnehmen müssen, dennoch erachte ich es als ermutigend, dass wir es geschafft haben, sowohl unsere Peergroup als auch den Vergleichsindex deutlich zu übertreffen.“
Herbert Diem: „Was haben Sie geändert?“
Peter Moeschter: „Im Grunde waren es keine dramatischen Änderungen, wir sehen uns nach wie vor als ausgeprägter Value-Investor mit Überzeugung. Aber wir haben zum Beispiel bewusst die Zahl der investierten Unternehmen erheblich reduziert – aktuell sind es 55 Titel. Vor einigen Jahren noch war der Fonds über weite Strecken in rund 100 Aktien investiert. Rund 20 Prozent unserer Investments waren in Finanzwerten wie Banken und Versicherungen angelegt. Entsprechend hat sich nahezu ein Fünftel des Fonds in die gleiche Richtung bewegt. Um gut diversifiziert zu sein, braucht man aber nicht 20 verschiedene Banken oder Versicherer, dafür reichen je zwei oder drei gute Institute aus. Aber das ist nur ein Aspekt, der dafür steht, dass sich unser Verständnis von Value insgesamt geändert hat.“
Herbert Diem: „Können Sie mir das konkret erklären?“
Peter Moeschter: „Dazu müssen wir etwas weiter zurückgehen. Als die Zinsen sich nach der Finanzkrise von 2008 sukzessive in Richtung null entwickelt haben, war das positiv für Wachstumsaktien, für herkömmliche Value-Aktien wurde es zunehmend zum Problem. Mit Chemiewerten, Grundstoffaktien, im Grunde dem gesamten Bereich vermeintlich defensiver Investments, mit dem man früher über einen Konjunkturzyklus hinweg gutes Geld verdienen konnte, indem man früh genug ein-, aber eben auch genauso rechtzeitig wieder ausgestiegen ist, tappte man in die Falle sogenannter Value Traps. Wir besaßen zwar günstig bewertete Aktien, die nach dem Kurs-Buchwert-Verhältnis preiswert aussahen, aber das Wachstum blieb aus. Deshalb haben wir unseren Investmentansatz weiterentwickelt zu etwas, was wir heute als „dynamisches Value Investing“ beschreiben.“
Herbert Diem: „Bitte erläutern Sie kurz – was ist Value Investing?“
Peter Moeschter: „Der klassische Value-Ansatz beschränkt sich im Wesentlichen darauf, nach Unternehmen zu suchen, die relativ zu ihrer Historie oder den erwarteten Gewinnen einen günstigen Kaufkurs/-preis bieten. Der Schlüssel unseres dynamischen Value-Ansatzes hingegen liegt darin, mutiger in die Zukunft zu schauen, um herauszufinden, auf welchen Wegen sich der wahre Wert eines Unternehmens materialisieren kann. Und wenn auch die Preisdisziplin für uns oberstes Gebot bleibt, so schauen wir heute sehr viel stärker nach rechts und links, um möglichst keine Fehlbewertungschance zu verpassen, die sich auf unterschiedliche Art ergeben kann.“
Herbert Diem: „Sie agieren in Zukunft also flexibler bei der Entscheidung der Anlageideen?“
Peter Moeschter: „Nach dem traditionellen Verständnis ist die Vergangenheit oft ein Wegweiser für die Zukunft, was im Übrigen auch heute nach wie vor gilt. Aber schon Sir John Templeton, der Gründervater unseres Unternehmens, wusste, dass man als Fondsmanager flexibel und aufgeschlossen bleiben muss, was die Investmentart betrifft, weil es nicht die eine Art von Investment gibt, die immer die beste ist.“
Herbert Diem: „Gibt es Unterschiede?“
Peter Moeschter: „Ein Unternehmen kann zum Beispiel ein fehlbewertetes Wachstum aufweisen, weil vom Markt verkannt wird, dass seine Zukunft besser verlaufen wird als seine Vergangenheit und die Gegenwart. Der tatsächliche Wert, sprich der Value, eines Unternehmens wie der indischen Reliance Industries wurde lange Zeit verkannt, als die Gesellschaft sich auf den Weg gemacht hat, vom Anbieter petrochemischer Produkte Indiens führendem Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation, Einzelhandel und erneuerbare Energien zu werden. Ähnliches gilt auch für das Generieren eines starken Cashflows.“
Herbert Diem: „Warum blicken Sie jetzt anders auf regelmäßge Zahlungsströme (Cash-Flow)?“
Peter Moeschter: „Ein hoher Cashflow ermöglicht es einem Unternehmen eventuell gerade weiter zu investieren und seine Marktführerschaft zu behaupten. Ein hoher Cashflow macht eine Gesellschaft damit aber noch lange nicht quasi automatisch zu einem Wachstumswert, den wir früher links liegen gelassen hätten. Anhaltendes robustes Wachstum eines Unternehmens kann rechtfertigen, dass wir es länger halten, als wir das noch vor fünf Jahren in vielen Fällen getan haben.“
Herbert Diem: „Wird sich Ihr Anlagestil in Zukunft ändern?“
Peter Moeschter: „Das ganz sicher nicht! Aber wir dürfen es vor lauter Konzentration auf den valueorientierten Ansatz nicht übertreiben, was unsere konservative Haltung angeht. Das hat oft dazu geführt, dass wir zwar Aktien gekauft haben, die offenkundig preiswert waren, die aber nicht den erhofften Value geliefert haben. Wir haben uns auch früher schon nicht gescheut, zeitweise in Aktien wie Microsoft, Apple oder
Google zu investieren, das stand für uns noch nie im Widerspruch zu unserem Ansatz. Und wir haben durchaus gutes Geld verdient, wenn wir nach einer Korrektur in solche Werte eingestiegen sind. Aber wir sind auch oft genug zu früh wieder ausgestiegen, weil wir befürchtet haben, wir könnten uns zu sehr in Richtung des Wachstumssegments entwickeln. Und wir waren dann nicht mehr dabei, wenn solche Aktien sich verdrei- oder vervierfacht haben. Das werden wir künftig besser machen.“
Herbert Diem: „Wie sind Sie für die Zukunft aufgestellt?“
Peter Moeschter: „Ich bin durchaus zuversichtlich, dass wir alle in meinem Team inzwischen verinnerlicht haben, dass wir zwar weiterhin mit kritischem Blick, aber mit einer sehr viel realistischeren Haltung nach Unternehmen Ausschau halten müssen, die wirkliche Value bieten. Dass wir uns dabei nicht scheuen dürfen, die vermeintliche Komfortzone von Branchen eines rein traditionellen Verständnisses von wertorientiertem Investieren zu verlassen, in der wir uns zu lange versteckt haben. Da sehe ich uns auf einem guten Weg.“
Herbert Diem: „Blicken Sie einmal für mich in die Glaskugel.“
Peter Moeschter: „Oft genug werde ich gefragt, warum wir uns nicht mit dem Value-Index vergleichen oder stärker daran orientieren. Und meine Antwort wird auch künftig sein, dass wir dem nicht entsprechen werden, weil es sich in meinen Augen dabei um ein für unseren Ansatz wirklich nicht geeignetes Vergleichsbarometer handelt. Der Index ist beladen mit zum Teil viel zu hoch gewichteten Sektoren und Unternehmen bei denen man wirklich infrage stellen kann, ob es sich tatsächlich um Value-Werte handelt. Wir werden auch in Zukunft nicht bestimmte klassische Sektoren wie Telekommunikation oder Finanzwerte übergewichten, nur weil uns ein Index das vorgibt. Wir werden vielmehr auch künftig dort investieren, wo wir einen entsprechend hohen Ertrag erwarten und wenn dieser Ertrag ausbleibt, dann weil es unser Fehler war, weil wir die Entscheidung getroffen haben, aber nicht, weil uns ein Index eine hohe Gewichtung vorgegeben hat.“
Herbert Diem: „Herr Moeschter, vielen Dank für das informative und ausführliche Gespräch.“
Herbert Diem: „Herr Moeschter, seit Ihrem Antritt als leitender Fondsmanager hat sich die Performance des Templeton Growth deutlich verbessert. Können Sie die Gründe nennen?“
Peter Moeschter: „Eine Sache, die ich im Lauf der Jahre von meinen vielen Kollegen gelernt und übernommen habe, ist die Überzeugung, dass man sich selbst nicht zu ernst nehmen sollte. Denn am Ende gilt auch für mich und die Aufgabe, die ich Anfang 2020 übernommen habe: Der Erfolg eines so großen Fonds wie des Templeton Growth basiert nicht auf dem Geschick oder dem glücklichen Händchen eines Einzelnen. Es ist die besondere Leistung des gesamten Teams, die hinter dem verantwortlichen Fondsmanager steht.“
Herbert Diem: „Ihr Fonds, bzw. alle Anteilsklassen haben immer noch 7,2 Milliarden.“
Peter Moeschter: „Es sind insgesamt sogar rund 16 Milliarden Euro, die mein Team und ich verantworten, wenn man die US-Variante des Fonds sowie diverse nach der gleichen Strategie gemanagte Mandate hinzurechnet. Aber wie gesagt – daran arbeiten insgesamt 30 Kolleginnen und Kollegen, die zu unserem Team gehören. Rund die Hälfte davon ist auf der Suche nach attraktiven und konkreten Investmentideen für den Fonds, während die andere Hälfte sich auf übergeordnete Researchthemen konzentriert. Ich selbst komme im Grunde gar nicht mehr dazu einzelne Unternehmen zu analysieren, meine sonstigen Aufgaben als verantwortlicher Fondsmanager lassen mir gar nicht die Zeit dazu. Es ist das Team, das hinter dem Ergebnis steht. Von so etwas wie einem Starkult um meine Person sind wir daher weit entfernt und das ist auch gut so.“
Herbert Diem: „Lange Zeit hinkte der Fonds der Vergleichsgruppe hinterher.“
Peter Moeschter: „Vor meiner Zeit hat es durchaus solche Phasen gegeben, in denen Investoren die Geduld mit uns verloren haben. Sowohl Privatanleger haben zum Teil Anteile zurückgegeben, schmerzlicher noch war es, wenn institutionelle Investoren gleich mehrere hundert Millionen Euro aus dem Fonds abgezogen haben. Aus heutiger Sicht würde ich allerdings sagen, dass sie ihre Entscheidung zum Verkauf zu früh getroffen haben. In einem für Aktieninvestoren enorm schwierigen Jahr 2022 haben zwar auch wir einen Wertrückgang um knapp acht Prozent hinnehmen müssen, dennoch erachte ich es als ermutigend, dass wir es geschafft haben, sowohl unsere Peergroup als auch den Vergleichsindex deutlich zu übertreffen.“
Herbert Diem: „Was haben Sie geändert?“
Peter Moeschter: „Im Grunde waren es keine dramatischen Änderungen, wir sehen uns nach wie vor als ausgeprägter Value-Investor mit Überzeugung. Aber wir haben zum Beispiel bewusst die Zahl der investierten Unternehmen erheblich reduziert – aktuell sind es 55 Titel. Vor einigen Jahren noch war der Fonds über weite Strecken in rund 100 Aktien investiert. Rund 20 Prozent unserer Investments waren in Finanzwerten wie Banken und Versicherungen angelegt. Entsprechend hat sich nahezu ein Fünftel des Fonds in die gleiche Richtung bewegt. Um gut diversifiziert zu sein, braucht man aber nicht 20 verschiedene Banken oder Versicherer, dafür reichen je zwei oder drei gute Institute aus. Aber das ist nur ein Aspekt, der dafür steht, dass sich unser Verständnis von Value insgesamt geändert hat.“
Herbert Diem: „Können Sie mir das konkret erklären?“
Peter Moeschter: „Dazu müssen wir etwas weiter zurückgehen. Als die Zinsen sich nach der Finanzkrise von 2008 sukzessive in Richtung null entwickelt haben, war das positiv für Wachstumsaktien, für herkömmliche Value-Aktien wurde es zunehmend zum Problem. Mit Chemiewerten, Grundstoffaktien, im Grunde dem gesamten Bereich vermeintlich defensiver Investments, mit dem man früher über einen Konjunkturzyklus hinweg gutes Geld verdienen konnte, indem man früh genug ein-, aber eben auch genauso rechtzeitig wieder ausgestiegen ist, tappte man in die Falle sogenannter Value Traps. Wir besaßen zwar günstig bewertete Aktien, die nach dem Kurs-Buchwert-Verhältnis preiswert aussahen, aber das Wachstum blieb aus. Deshalb haben wir unseren Investmentansatz weiterentwickelt zu etwas, was wir heute als „dynamisches Value Investing“ beschreiben.“
Herbert Diem: „Bitte erläutern Sie kurz – was ist Value Investing?“
Peter Moeschter: „Der klassische Value-Ansatz beschränkt sich im Wesentlichen darauf, nach Unternehmen zu suchen, die relativ zu ihrer Historie oder den erwarteten Gewinnen einen günstigen Kaufkurs/-preis bieten. Der Schlüssel unseres dynamischen Value-Ansatzes hingegen liegt darin, mutiger in die Zukunft zu schauen, um herauszufinden, auf welchen Wegen sich der wahre Wert eines Unternehmens materialisieren kann. Und wenn auch die Preisdisziplin für uns oberstes Gebot bleibt, so schauen wir heute sehr viel stärker nach rechts und links, um möglichst keine Fehlbewertungschance zu verpassen, die sich auf unterschiedliche Art ergeben kann.“
Herbert Diem: „Sie agieren in Zukunft also flexibler bei der Entscheidung der Anlageideen?“
Peter Moeschter: „Nach dem traditionellen Verständnis ist die Vergangenheit oft ein Wegweiser für die Zukunft, was im Übrigen auch heute nach wie vor gilt. Aber schon Sir John Templeton, der Gründervater unseres Unternehmens, wusste, dass man als Fondsmanager flexibel und aufgeschlossen bleiben muss, was die Investmentart betrifft, weil es nicht die eine Art von Investment gibt, die immer die beste ist.“
Herbert Diem: „Gibt es Unterschiede?“
Peter Moeschter: „Ein Unternehmen kann zum Beispiel ein fehlbewertetes Wachstum aufweisen, weil vom Markt verkannt wird, dass seine Zukunft besser verlaufen wird als seine Vergangenheit und die Gegenwart. Der tatsächliche Wert, sprich der Value, eines Unternehmens wie der indischen Reliance Industries wurde lange Zeit verkannt, als die Gesellschaft sich auf den Weg gemacht hat, vom Anbieter petrochemischer Produkte Indiens führendem Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation, Einzelhandel und erneuerbare Energien zu werden. Ähnliches gilt auch für das Generieren eines starken Cashflows.“
Herbert Diem: „Warum blicken Sie jetzt anders auf regelmäßge Zahlungsströme (Cash-Flow)?“
Peter Moeschter: „Ein hoher Cashflow ermöglicht es einem Unternehmen eventuell gerade weiter zu investieren und seine Marktführerschaft zu behaupten. Ein hoher Cashflow macht eine Gesellschaft damit aber noch lange nicht quasi automatisch zu einem Wachstumswert, den wir früher links liegen gelassen hätten. Anhaltendes robustes Wachstum eines Unternehmens kann rechtfertigen, dass wir es länger halten, als wir das noch vor fünf Jahren in vielen Fällen getan haben.“
Herbert Diem: „Wird sich Ihr Anlagestil in Zukunft ändern?“
Peter Moeschter: „Das ganz sicher nicht! Aber wir dürfen es vor lauter Konzentration auf den valueorientierten Ansatz nicht übertreiben, was unsere konservative Haltung angeht. Das hat oft dazu geführt, dass wir zwar Aktien gekauft haben, die offenkundig preiswert waren, die aber nicht den erhofften Value geliefert haben. Wir haben uns auch früher schon nicht gescheut, zeitweise in Aktien wie Microsoft, Apple oder
Google zu investieren, das stand für uns noch nie im Widerspruch zu unserem Ansatz. Und wir haben durchaus gutes Geld verdient, wenn wir nach einer Korrektur in solche Werte eingestiegen sind. Aber wir sind auch oft genug zu früh wieder ausgestiegen, weil wir befürchtet haben, wir könnten uns zu sehr in Richtung des Wachstumssegments entwickeln. Und wir waren dann nicht mehr dabei, wenn solche Aktien sich verdrei- oder vervierfacht haben. Das werden wir künftig besser machen.“
Herbert Diem: „Wie sind Sie für die Zukunft aufgestellt?“
Peter Moeschter: „Ich bin durchaus zuversichtlich, dass wir alle in meinem Team inzwischen verinnerlicht haben, dass wir zwar weiterhin mit kritischem Blick, aber mit einer sehr viel realistischeren Haltung nach Unternehmen Ausschau halten müssen, die wirkliche Value bieten. Dass wir uns dabei nicht scheuen dürfen, die vermeintliche Komfortzone von Branchen eines rein traditionellen Verständnisses von wertorientiertem Investieren zu verlassen, in der wir uns zu lange versteckt haben. Da sehe ich uns auf einem guten Weg.“
Herbert Diem: „Blicken Sie einmal für mich in die Glaskugel.“
Peter Moeschter: „Oft genug werde ich gefragt, warum wir uns nicht mit dem Value-Index vergleichen oder stärker daran orientieren. Und meine Antwort wird auch künftig sein, dass wir dem nicht entsprechen werden, weil es sich in meinen Augen dabei um ein für unseren Ansatz wirklich nicht geeignetes Vergleichsbarometer handelt. Der Index ist beladen mit zum Teil viel zu hoch gewichteten Sektoren und Unternehmen bei denen man wirklich infrage stellen kann, ob es sich tatsächlich um Value-Werte handelt. Wir werden auch in Zukunft nicht bestimmte klassische Sektoren wie Telekommunikation oder Finanzwerte übergewichten, nur weil uns ein Index das vorgibt. Wir werden vielmehr auch künftig dort investieren, wo wir einen entsprechend hohen Ertrag erwarten und wenn dieser Ertrag ausbleibt, dann weil es unser Fehler war, weil wir die Entscheidung getroffen haben, aber nicht, weil uns ein Index eine hohe Gewichtung vorgegeben hat.“
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